Selbst wenn die militärischen Vorschriften zu Beginn des 20. Jahrhundert in groben Zügen Vorgaben für die Beisetzung von Soldaten enthielten, so waren diese doch angesichts der schrecklichen Ereignisse des Sommers 1914 auf dem flachen Land und anschließend aufgrund der Besonderheit des Grabenkrieges praktisch Makulatur. Die oft unglaublich zahlreichen eigenen, aber auch die nicht weniger zahlreichen feindlichen Toten zu bestatten, ist in den allermeisten Fällen schier unmöglich. Sie müssen in allergrößter Eile irgendwie vergraben werden, und sei es auch nur aus Hygienegründen. Die Bestatteten, die von den Archäologen gefunden wurden, vor allem diejenigen aus Massengräbern, vermitteln uns nach minutiösen Untersuchungen ein besseres Verständnis für die Schwierigkeiten, mit denen sich die Soldaten aller Nationalitäten konfrontiert sahen, aber auch für die gefundenen Lösungen. Zunächst einmal werden tote Feinde nicht mit derselben Sorgfalt bestattet wie ein gefallener Landsmann. Die Sorgfalt ist noch größer, wenn es sich um einen Waffenbruder handelt. Doch auch hier ist alles relativ und hängt von den genauen Umständen vor Ort ab. Falls der Abschnitt ruhig ist, werden Feinde vorschriftsmäßig begraben, und tote Kameraden werden im Hinterland auf einem ordentliche Friedhof beigesetzt. Bei heftigen Kampfhandlungen dagegen ist die einzige Sorge, sich der Leichen so schnell wie möglich zu entledigen, und zwar unabhängig von ihrer Nationalität, und sie werden eiligst am Hang des Schützengrabens verscharrt. Auch hier gibt es keine allgemein gültigen Regeln, denn jeder Leichenfund durch Archäologen gibt nur Auskunft über einen ganz speziellen Einzelfall, der von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird. So zeigte sich bei Untersuchungen einiger Gräber trotz der Tatsache, dass diese in der vordersten Frontlinie bei einer Großoffensive angelegt worden waren, dass die Bestattung mit relativ großem Aufwand erfolgt war. Darin äußert sich eine erstaunliche Verbundenheit der Soldaten mit ihren Kameraden aus derselben Einheit.